Seit tausenden von Jahren nutzen Menschen Blüten und Blätter der Hanfpflanze: als Rauschmittel, aber auch zur Selbstmedikation, etwa bei Schmerzen oder Entzündungen. So vielfältig wie die physiologischen Wirkungen sind auch die möglichen Nebenwirkungen. Kosten und Nutzen sollten deshalb immer sorgfältig gegeneinander abgewogen werden.
Der Indische Hanf (Cannabis sativa) ist eine der ältesten Nutzpflanzen der Welt. Seit tausenden von Jahren nutzen die Menschen ihre reißfesten Fasern zur Herstellung von Seilen und Matten und ihre Inhaltsstoffe, um Schmerzen zu lindern, Infektionen zu heilen oder Ängste und Unruhezustände zu mildern. Gleichzeitig sind Blätter und Blüten der Hanfpflanze (auch „Gras“ oder „Weed“ genannt) ein Rauschmittel mit halluzinogener Wirkung und Suchtpotenzial. In Europa verbreitete sich der Einsatz von Cannabis als Droge in den 1970er Jahren und stellt in Deutschland inzwischen das am stärksten verbreitete illegale Suchtmittel da. So konsumierten nach dem Epidemiologischen Suchtsurvey von 2021 des Bundesgesundheitsministeriums in den letzten 12 Monaten 8,8 Prozent aller Erwachsenen im Alter von 18 bis 64 Jahren mindestens einmal Cannabis; das sind rund 4,5 Millionen Personen.
Von den über 100 verschiedenen Wirkstoffen in der Pflanze sind vor allem zwei für die bekannten Wirkungen verantwortlich: Delta-(∆)9-Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD). Beide Wirkstoffe haben eine ähnliche chemische Struktur und gehören zu den sogenannten Cannabinoiden. Sie vermitteln ihre Wirkung, indem sie an Rezeptoren auf der Oberfläche menschlicher Zellen binden. Dabei handelt es sich um die Cannabinoid-Rezeptoren CB1 und CB2, die zum menschlichen Endo-Cannabinoidsystem gehören, und an die normalerweise körpereigene Botenstoffe binden. CB1 befindet sich in hoher Dichte vor allem im Gehirn und im Rückenmark. Aber auch in anderen Organen ist CB1 präsent. CB2 wird dagegen hauptsächlich auf Immunzellen gefunden. In allen Organen, in denen CB-Rezeptoren vorhanden sind, können Cannabinoide ihre Wirkung entfalten. So beeinflussen sie unter anderem die Steuerung von Bewegungsabläufen, die Verarbeitung von sensorischen Informationen und Gefühlen, das Denken und das Gedächtnis, die Schmerzempfindung, Immunfunktionen sowie Appetit und Verdauung. Die hallozinogene Wirkung lässt sich auf THC zurückführen. CBD wirkt dagegen eher entzündungshemmend, schmerzstillend und antiepileptisch. Es soll außerdem die negativen Wirkungen von THC abmildern können.
Da das Endo-Cannabinoidsystem eine Vielzahl physiologischer Prozesse beeinflusst, sind auch die Wirkungen von Cannabis extrem vielfältig. Hinzu kommt, dass die vielen verschiedenen Cannabinoide unterschiedliche Wirkungen haben, indem sie entweder an CB1, CB2 oder sogar weitere Rezeptoren binden, diese aktivieren, aber auch hemmen können oder bestimmte Wirkungen sogar ganz ohne die Bindung an Rezeptoren entfalten können. Auch weitere Inhaltsstoffe wie Terpene können die Wirkung von Cannabis beeinflussen. Doch selbst, wenn nicht das Naturprodukt, sondern reines THC oder eine Mischung mit CBD konsumiert wird, bleibt die Wirkung komplex und kaum vorhersehbar. Sie hängt einerseits von dem verwendeten Cannabisprodukt, andererseits aber auch vom Konsumenten ab.
Einflussfaktoren des Cannabis
Natürliche Cannabis-Pflanzen schwanken in der Zusammensetzung ihrer Inhaltsstoffe und in ihrem THC-Gehalt. Da in den weiblichen Pflanzen generell ein höherer Gehalt an THC vorliegt, sind sie die bevorzugten Rauschmittellieferanten, während männliche Pflanzen vorwiegend als Faserproduzenten zum Einsatz kommen. Höhere THC-Dosen im Cannabis verstärken die Wirkung, erhöhen tendenziell aber auch das Risiko für unerwünschte Nebenwirkungen.
Aus den Pflanzenteilen lässt sich ein Tee kochen; Haschisch und Marihuana werden geraucht, etwa in einer selbstgedrehten Zigarette, dem Joint. Diese Konsumweise ist auch unter dem Begriff Kiffen bekannt. Marihuana bezeichnet die getrockneten Blüten und Pflanzenspitzen, Haschisch – auch Hasch – das gepresste Harz der BlütenMedizinisch genutzte Hanfpflanzen stammen aus kontrolliertem Anbau, um eine gleichbleibende Qualität und ein möglichst konstantes Wirkstoffspektrum zu gewährleisten. Dadurch lässt sich die Wirkung besser vorhersagen und unerwünschte Nebenwirkungen können besser kontrolliert werden. Seit 2011 sind verschiedene Fertigarzneimittel auf Cannabisbasis in Deutschland arzneimittelrechtlich zugelassen und/oder auf Betäubungsmittelrezept erhältlich. Sie werden zur Behandlung von Spastiken, wie sie bei Multipler Sklerose auftreten können, eingesetzt, von Übelkeit und Erbrechen im Rahmen einer Krebstherapie, Appetitlosigkeit bei Patienten mit AIDS, Tumorerkrankungen oder Alzheimer-Demenz sowie von chronischen Schmerzen.
Cannabis verstärkt die Grundstimmung
Einflussfaktoren des Konsumenten
Zusammenfassend kann man sagen, dass Cannabis die Grundstimmung des Konsumenten verstärkt, indem es seine persönliche Wahrnehmung verändert. Dabei spielen die körperliche Verfassung des Konsumenten, seine Erwartungen an den Rausch oder seine Ängste eine große Rolle.
Cannabis wird im Vergleich zu anderen Drogen als eher sicher und nebenwirkungsarm eingestuft. Viele eigentlich als angenehm empfundene Wirkungen können je nach Intensität und Situation aber in unerwünschte Nebenwirkung umschlagen. Ein Beispiel hierfür ist der entspannende Effekt, der von manchen Menschen als starke Müdigkeit wahrgenommen wird. Zudem können positive Wirkungen auch ins Gegenteil verkehrt werden. So hilft Cannabiskonsum bei vielen Menschen gegen Übelkeit, er kann aber auch Übelkeit verursachen. Viele Menschen werden unter Cannabis ausgeglichener, andere können aber auch starke Unruhezustände erleben.
Der langfristige Konsum von Cannabis kann zudem eine psychische Abhängigkeit auslösen. Etwa jeder zehnte Konsument macht zumindest irgendwann eine Episode der psychischen und/oder körperlichen Abhängigkeit durch. Vor allem in der Jugend, wenn die Entwicklung des Gehirns noch nicht abgeschlossen ist, sollte der Konsum von Cannabis kritisch hinterfragt werden. So gibt es Anzeichen dafür, dass starker Konsum in frühen Jahren die kognitive Leistungsfähigkeit langfristig herabsetzen kann. Bei Personen mit der entsprechenden Veranlagung, scheinen Cannabinoide außerdem den Ausbruch von Psychosen oder einer Schizophrenie zu begünstigen. Es gibt auch Hinweise darauf, dass Cannabis die Fruchtbarkeit von Männern und Frauen verringert. Auffällig ist, dass Frauen von einigen häufigen Nebenwirkungen des Cannabiskonsums etwa doppelt so häufig betroffen sind wie Männer.
Dazu gehören insbesondere:
Spastiken, Übelkeit und Schmerzen kombiniert. Einige Personengruppen sollten allerdings unbedingt auf die Einnahme von Cannabis verzichten. Dazu gehören:
Besondere Vorsicht gilt auch bei Personen mit psychischen Erkrankungen wie Depression, Suchterkrankungen sowie schweren Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems, der Leber und der Nieren.
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https://www.suchtschweiz.ch/zahlen-und-fakten/cannabis/cannabis-wirkung-risiken/
https://www.barmer.de/gesundheit-verstehen/medizin/cannabis/wirkungen-nebenwirkun-gen-1132214
https://www.gesundheit.gv.at/krankheiten/sucht/cannabis/wirkung.html
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